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Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Dr. Fritz Solmitz – Leben und Widerstand gegen den Nationalsozialismus

29.04.2015  • 
Landesverband Hamburg

Dr. Fritz Solmitz – Leben und Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Am Mittwoch, den 8. April 2015 konnten Wolfgang Kopitzsch, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten und Beisitzer im Hamburger Landesvorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Herbert Diercks von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Frau Brigitte Alexander, Tochter des 1933 in Hamburger KZ Fuhlsbüttel von den Nazis ermordeten Lübecker Sozialdemokraten Fritz Solmitz, gemeinsam zu einer Podiumsdiskussion im Kurt-Schumacher-Haus begrüßen. Fritz Solmitz hatte u.a. mit dem Hamburger Reichsbannerkameraden Walter Schmedemann im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eng zusammengearbeitet.

Herbert Diercks gab zunächst einen kurzen Abriss des Lebens und Wirkens von Fritz Solmitz und ging dabei vor allem auf dessen journalistische Tätigkeit als Mitarbeiter des „Lübecker Volksboten“ ein, wo er eng mit Julius Leber zusammenarbeitete und sich durch seine scharfe Kritik an den Nationalsozialisten deren Todfeindschaft zuzog. Fritz Solmitz wurde im KZ Fuhlsbüttel brutal misshandelt und schließlich im September 1933 tot in seiner Zelle aufgefunden.

Brigitte Alexander, Jahrgang 1929, berichtete von ihren Erinnerungen an ihren Vater und vom Überlebenskampf der jüdischen Familie Solmitz nach der Ermordung des Vaters 1933 in Deutschland. Dank eines Stipendiums konnten ihre beiden älteren Brüder nach England ausreisen, sie selbst lebte mit ihrer Mutter in Berlin, bis die Familie mit Unterstützung einer Organisation amerikanischer Quäker 1938 in die USA auswandern konnte, wo Brigitte Alexander heute noch lebt.

Neben der Schilderung der Jahre im nationalsozialistischen Deutschland, welche die Familie nur durch absolute Zurückgezogenheit und Verzicht auf jedwede politische Äußerungen überstehen konnte, haben uns die Berichte von Brigitte Alexander über den Umgang mit der Geschichte ihres Vaters Fritz Solmitz im Familienkreis bewegt; ihre Mutter und ihre Brüder wollten in den USA wirklich neu beginnen und schwiegen daher über das Schicksal der Familie in Deutschland. Ihre Mutter reiste zwar 1962 nach Hamburg zum Prozess gegen den ehemaligen SS-Führer Dusenschön, der Fritz Solmitz auf bestialische Weise gefoltert und misshandelt hatte, musste dort aber erleben, dass die deutsche Justiz in der Nachkriegszeit noch eindeutig braun eingefärbt war, denn Dusenschön wurde freigesprochen – ein Skandalurteil.

Dusenschön war 1951 von einem französischen Militärgericht wegen der Beteiligung an Mordaktionen im besetzten Frankreich zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden, wurde allerdings bereits 1956 begnadigt. Er war 1944 SS-Obersturmbannführer und Bataillonskommandeur des II. Bataillons/3. Regiment der 2. SS-Panzerdivision "Das Reich". Angehöriger der SS war er seit 1931 gewesen, zunächst in Altona.

Ein Diskussionsteilnehmer konnte bestätigen, dass die meisten Hinterbliebenen von Opfern der NS-Diktatur über die schrecklichen Erlebnisse lange Zeit geschwiegen haben; seine Eltern, Kommunisten aus einem Hamburger Arbeiterviertel, waren ebenfalls Opfer der Nazis geworden.

Brigitte Alexander begann erst im Jahre 2000, nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer Brüder, mit der Erforschung der Geschichte ihres Vaters und reist seitdem mehrmals jährlich nach Deutschland, um hier den Menschen, besonders der Jugend, von Fritz Solmitz und seinem Schicksal zu erzählen. In den Gedenkstätten Fuhlsbüttel und Neuengamme ist sie häufig zu Gast.

Zum Schluss der Diskussion überreichte der stellvertretende Landesvorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Okke Wismann, sein Bundesabzeichen zur Erinnerung, in Würdigung und als Dank für diesen bewegenden Abend an Brigitte Alexander.