Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Nachruf auf Hans Saalfeld

11.11.2019

Nachruf auf Hans Saalfeld

von Xavier Wasner – Hamburg, 4. November 2019

„Möge der Geist des Schwarz-Rot-Goldenen Banners, der für Frieden, Freiheit und Menschenwürde steht, stets Mahnung und Verpflichtung für eine soziale und gerechte Zukunft sein.“
Rede Hans Saalfeld aus Anlass der Übergabe von zwei historischen Reichsbanner-Fahnen an das Museum für Hamburgische Geschichte, 27.04.1998

Unser Bundesehrenvorsitzender, Hans Saalfeld, ist tot. Hans verstarb mit 91 Jahren in der Nacht zum 29. Oktober in seiner Heimatstadt Hamburg. Erst im Mai dieses Jahres ist seine Frau und unsere Kameradin, Ursula Saalfeld, verstorben. Ursula war langjährige Schatzmeisterin im Landesverband Hamburg und für das Reichsbanner stets eng an Hans‘ Seite engagiert. Der Tod von Hans und Ursula macht uns sehr traurig. Sie werden uns fehlen.

„Hans Saalfeld – eine Hamburger Institution ist tot“ titelte das Hamburger Abendblatt am 29. Oktober 2019. Beschrieben wird dort der Werdegang von Hans als überzeugter Sozialdemokrat und Gewerkschaftler. Hans Saalfeld war Sozialdemokrat in dritter Generation und stammte aus einer Hamburger Arbeiterfamilie. Er war fast 20 Jahre lang als DGB-Landesvorsitzender und 25 Jahre lang als Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft tätig. So würdigte auch die Hamburger SPD auf ihrem letzten Parteitag seine Lebensleistung für die Sozialdemokratie ausdrücklich und gedachte seiner. Kurz nachdem er aus britischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, wurde er Mitglied der SPD und war damit einer der Gründungsmitglieder der SPD Hamburg 1945. Erwähnt wurde von der SPD-Landesvorsitzenden auch seine tiefe Verbundenheit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.

Die Familiengeschichte von Hans Saalfeld ist eng mit dem Reichsbanner verbunden. Sein Vater sowie sein Onkel, Hermann und Rudolf Saalfeld, waren bereits seit 1924 Mitglieder des Reichsbanners in Hamburg. Als Stellvertretender Schufo-Führer einer Abteilung in Hamburg war Rudolf Saalfeld bis 1933 tätig und musste dafür nach der Machtübernahme der Nazis schlimmes im Konzentrationslager Fuhlsbüttel (sog. Kola-Fu) durchleben. Seine ganze Familie war in der nationalsozialistischen Zeit schweren politischen Verfolgungen ausgesetzt. Das alles hat ihn für sein Leben geprägt. Hieraus abgeleitet formulierte Hans den vielzitierten Satz: „Wer die Freiheit nie verloren hat, wird nie ermessen können, wie schwer es ist, sie zurückzugewinnen.“

Die Arbeit des Reichsbanners heute war für Hans stets von großem Interesse. Regelmäßig informierte er sich bei mir über die aktuellen Geschehnisse. Bei meinem letzten Besuch bei Hans vor wenigen Wochen fand ich viele Erinnerungsstücke seiner Familiengeschichte vor. Neben vielen Büchern und alten Fotos waren eine neue Tasse und die aktuelle Mitgliederzeitschrift des Reichsbanners prominent positioniert. Hans war stolz darauf, wie sich das Reichsbanner in jüngerer Geschichte entwickelt hat. „Das Reichsbanner hat wieder eine Zukunft, dank der engagierten und stetigen Arbeit der jungen Kameradinnen und Kameraden“, hat er mir gesagt und sich gefreut. An dieser Entwicklung war Hans maßgeblich beteiligt, als es um die Reorganisation des Reichsbanners Anfang der 2000er Jahre ging. Hans war auch für das Reichsbanner eine Institution. Hans stärkte unseren Willen und führte unser Gewissen in eine gute Zukunft.

In vielen gemeinsamen Gesprächen war es Hans besonders wichtig, Folgendes in die Vereinsarbeit einfließen zu lassen: Wer Mitglied des Reichsbanners werden will, soll sich intensiv und gewissenhaft mit der Geschichte des Reichsbanners auseinandergesetzt haben. Denn dieser Verein ist nicht wie jeder andere. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hat ein besonderes Erbe und Vermächtnis, mit dem verantwortungsvoll umgegangen werden soll.

Außerdem war es Hans ein besonderes Anliegen daran zu erinnern, dass es neben den Nazis auch die Kommunisten waren, die das Reichsbanner und die Republik verabscheuten und bekämpften. In unserem letzten Gespräch begründete mir Hans diese Auffassung anhand eines seiner Kindheitserlebnissen: In seinem Stadtteil Rothenburgsort, einem großen Hamburger Arbeiterstadtteil, rangen Kommunisten und Republikaner um die Vorherrschaft auf den Straßen. Das Elternhaus von Hans geriet deshalb in den Fokus der Kommunisten und wurde regelmäßig überwacht. Die Familie Saalfeld hat lange Zeit mit der Angst leben müssen, dass ihnen etwas zustößt. Es kam immer wieder zu Zwischenfällen. Dieses Gefühl der Angst ging auch an Hans als Kind nicht spurlos vorbei.

Mit Hans verlieren wir einen herausragenden Kameraden. Sein freundlicher, korrekter aber auch bestimmter Umgang mit seinen Mitmenschen hat ihn ausgemacht. Hans war uns ein Vorbild, er bleibt uns unvergessen und sein Name dem Reichsbanner auf ewig eng verbunden.

Hans und Ursula Saalfeld im Reichsbanner

Bilder der Beerdigung

Die Trauerfeier fand am 15. November 2019 in der Fritz-Schumacher-Halle des Friedhof Ohlsdorf in Hamburg statt.

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