Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Bundespräsident grüßt Reichsbanner

30.05.2014

Bundespräsident grüßt Reichsbanner

Anlässlich des diesjährigen 90. Gründungsjubiläums des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold erhielt der Verein vor kurzem ein Grußwort des Bundespräsidenten Joachim Gauck. Wir freuen uns sehr über diese Wertschätzung unseres Vereins, wie unserer Mitglieder und danken dem Bundespräsidenten sehr herzlich.

 

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Liebe Mitglieder des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold,

das 90. Gründungsjubiläum Ihres Vereins ist mir eine doppelte Freude: Weil ich mich als Bürger Gauck dem Bund aktiver Demokraten schon lange verbunden fühle, und weil ich Ihnen als Bundespräsident auch von Amtswegen meinen Dank und meine Anerkennung übermitteln möchte.

Natürlich hat Ihr Verein organisatorisch nichts mehr gemein mit der Selbstschutzorganisation von 1924. Der inhaltliche Kern ist jedoch geblieben. Es ging und es geht um die wichtigsten Ziele, die sich eine Gesellschaft setzen kann: Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Der Verteidigung der Republik verschrieben sich in der Weimarer Republik Millionen Ihrer Mitglieder. Viele derer, die sich im Namen des Reichsbanners gegen die Machtübernahme der Nationalsozialisten und gegen die Gleichschaltung auflehnten, bezahlten ihren Mut mit dem Leben. Anderen gelang es, nach dem Vereinsverbot 1933 im Widerstand aktiv zu bleiben. Und nicht wenige Mitglieder halfen, nach 1945 ein neues, ein demokratisches Deutschland aufzubauen - wie Kurt Schumacher oder Paul Löbe.

Leider verblassen viele solcher Details in der kollektiven Erinnerung. Was in den Geschichtsbüchern der Schulen keinen Platz findet, durch Straßenschilder oder Gedenktafeln nicht präsent bleibt, das kommt kaum noch vor in den Gedanken und Gefühlen, die sich heute mit den Farben Schwarz, Rot und Gold verbinden. Bei den einen wecken sie die Hoffnung auf ein neues Sommermärchen, bei den anderen rufen sie die Erinnerung wach an die glücklichen Bilder von 1989, aber bei vergleichsweise wenigen sind sie Bestandteil eines historischen Bewusstseins um unsere nationale Freiheitstradition.

Deshalb bin ich Ihrem Verein für jedes Seminar, jede Studienreise und jede Ausstellung dankbar, mit denen Sie vor allem jungen Menschen vermitteln: Die Demokratie in Deutschland ist uns nicht zugefallen, sie wurde mühsam errungen. Und es gehört zu ihren Wesensmerkmalen, dass es mühsam bleibt, sie zu vertreten und zu verteidigen. Differenzierte Debatten und gute Kompromisse gibt es nicht ohne einen gewissen Aufwand an Beteiligung, Ideen, Wettstreit und Zeit. Ich verstehe, dass manche Bürgerinnen und Bürger hin und wieder diskussionsmüde oder enttäuscht sind. Aber wer in die Welt schaut und hinterfragt, wofür so viele Menschen in anderen Ländern auf die Straße gehen und ihr Leben riskieren, der wird mir vielleicht zustimmen: Der Auftrag, den sich das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 1924 selbst gestellt hat, der bleibt aktuell.

Mit besten Wünschen für Ihre Arbeit
Joachim Gauck

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