Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Grußwort des Generalinspekteurs der Bundeswehr General Wolfgang Schneiderhan (2006)

Grußwort des Generalinspekteurs der Bundeswehr
General Wolfgang Schneiderhan

zur Ausstellungseröffnung am 6. März 2006
„Demokratie braucht Demokraten – Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“
beim Standortkommando Berlin der Bundeswehr

Im vergangenen Jahr feierte die Bundeswehr mit berechtigtem Stolz ihr 50jähriges Bestehen und gleichzeitig „15 Jahre Armee der Einheit“.

Als die Bundesrepublik Deutschland 10 Jahre nach Kriegsende und sechs Jahre nach ihrer Gründung neue deutsche Streitkräfte schuf, waren diese in einem demokratischen Rechtsstaat einzufügen. Nach einer Zeit, in der Freiheit, Menschenwürde, Gerechtigkeit und Toleranz wenig oder gar nichts mehr gehalten, hatte sich unser Land eine freiheitlich-demokratische Grundordnung beschaffen, die bewusst die Grundrechte an den Anfang der Verfassungsartikel stellte. Die Achtung der Menschenwürde und die Grundrechtsbindung der staatlichen Gewalt bilden dabei einen Kernbestand unserer Verfassung, der auch nicht per Mehrheitsbildung verändert werden kann.

Die traumatische Erfahrung eines diktatorischen Unrechtsregimes waren auch bei der Konzeption und dem Aufbau der Bundeswehr bestimmend. Die Gegensätze zwischen der hierarchisch bestimmten militärischen Ordnung und den individuellen Freiheiten des mündigen Staatsbürgers in einem demokratischen Staatswesen sollten überbrückt und ausgeglichen werden. Es ging darum, so der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, vor dem Deutschen Bundestag, „die sittlichen Werte des deutschen Soldatentums mit der Demokratie zu verschmelzen“. Dies geschah durch die Konzeption der Inneren Führung. Sie ermöglicht Gefolgschaft aus Einsicht in die Notwendigkeit des soldatischen Dienstes sowie den damit verbundenen Einschränkungen der persönlichen Freiheit und sie ist geeignet, von der Verteidigungswürdigkeit unserer gewählten Lebensordnung zu überzeugen. An die Stelle des unpolitischen, wahlrechtlosen Soldaten der Reichswehr trat der mündige Staatsbürger in Uniform.

Nach 1990 bewerte sie sich ein weiteres Mal als die Angehörigen der NVA sie als die überzeugende Konzeption erlebten und schnell akzeptiert. 

Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind seit nunmehr 50 Jahre Teil der Gesellschaft; sie gestalten das gesellschaftliche und politische Leben unseres Landes mit. Sie dienen unserem Gemeinwesen nicht nur indem sie durch gewissenhafte Erfüllung ihrer Pflichten einen Beitrag zur Wahrung des Rechts und der Freiheit des deutschen Volkes leisten, sondern auch dadurch, dass sie entsprechend ihrer persönlichen Möglichkeiten aktiv an politischen, geistigen Leben teilnehmen.

Das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform ist seit 50 Jahren ein Erfolgsmodell; es bedarf jedoch der ständigen Pflege und eines nicht nachlassenden Engagements. Vor diesem Hintergrund begrüße ich die Ausstellung „Demokratie braucht Demokraten – Reichsbanner Scharz-Rot-Gold“. Sie soll dazu beitragen, den Gedanken wachzuhalten, dass eine Demokratie engagierte und streitbare Demokraten benötigt.

1924 als überparteiliche Organisation zum Schutz der parlamentarischen Demokratie gegründet, hat der Reichsbanner zwar die nationalsozialistische Diktatur nicht zu verhindern vermocht, hat sich jedoch in schwierigen Zeiten für den Erhalt der Demokratie engagiert und dabei ein bis heute wirkendes Zeichen gesetzt.

Ich danke dem Reichsbanner für seine Bereitschaft, diese Ausstellung der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen. Möge sie zum Nachdenken und Mitmachen anregen und die gebührende Beachtung in und außerhalb der Bundeswehr finden.