Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Festakt 100 Jahre Reichsbanner in Stuttgart

25.03.2024  • 
Landesverband Hessen

Festakt 100 Jahre Reichsbanner in Stuttgart

„Verteidigung der ersten deutschen Demokratie“, so hieß der Festakt zum 100jährigen Jubiläum des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, zu dem die Stuttgarter SPD zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart, dem Hotel Silber sowie dem Jubilar selbst am 2. März 2024 im Hospitalhof in Stuttgart eingeladen hatte. Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlamentes Martin Schulz hielt die Festrede.

Bericht von Dr. Birte Könnecke, Sprecherin Regionalgruppe Baden-Württemberg

Der Einladung waren zahlreiche Besucherinnen und Besucher gefolgt, so dass Michael Jantzer, SPD-Stadtrat in Stuttgart, die Begrüßung vor vollem Saal vornehmen konnte. Für viele war der anschließende historische Vortrag „Für Freiheit und Republik“ von Dr. Marcel Böhles, Kurator im Haus der Weimarer Republik, eine spannende Geschichtsstunde, da sie vorher mit dem Reichsbanner gar nichts anfangen konnten. Er versuchte dann auch zu erklären, wie es kam, dass diese Massenorganisation mehr oder weniger ins Vergessen geraten konnte. Obwohl mehr als eine Million Mitglieder, standen sie eben doch auf der Verliererseite der Geschichte und da sie nicht als Aggressoren in Erscheinung traten, sondern stets als Verteidiger, wurden sie im Gegensatz zu Stahlhelm, SA und Rotfrontkämpferbund weniger wahrgenommen. In seinem Vortrag zeigte Dr. Böhles die Entwicklung des Reichsbanners von seinen Anfängen im Jahr 1924, dem raschen Wachstum, der Phase der Konsolidierung und schließlich seinem Niedergang und der Verfolgung seiner Mitglieder in der Nazi-Zeit auf. Besonders interessant war für viele Anwesende der stetige Bezug zu Stuttgart, den er versuchte aufzuzeigen. So waren berühmte Reichsbanner-Kameraden wie Kurt Schumacher und Fritz Bauer in Stuttgart aktiv, letzterer sogar als stellvertretender Vorsitzender des Reichsbanners. Auch die Neugründung 1953 und unser heutiges Wirken fand natürlich Erwähnung.

Der Höhepunkt des Festaktes war die Festrede von Martin Schulz, ehemaliger Präsident des Europa-Parlaments, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung und glühender Demokrat und Europäer. In seiner kämpferischen und mitreißenden Rede zur heutigen Lage und aktuellen Gefahren für unsere Demokratie machte er eines ganz deutlich: Man kann unzufrieden sein mit seinem Leben, einzelnen Aspekten und auch der Politik. Aber das gibt niemandem das Recht, Nazis zu wählen! Der Platz Deutschlands in der EU ist für ihn unverhandelbar. Alleine die Tatsache, dass nur wenige Jahre nach dem schrecklichen Krieg, den Deutschland über seine europäischen Nachbarn gebracht hatte und all der abscheulichen Verbrechen, die in der Zeit von den Deutschen verübt wurden, dieselben Nachbarn uns die Hand entgegenstreckten und uns in ihre europäische Vereinigung mit aufnahmen, was bis heute zu Frieden und Wohlstand für uns geführt hat, sollte derartige Überlegungen der Blaubraunen für jeden von uns undenkbar machen. Und auch unsere Farben Schwarz-Rot-Gold dürfen wir nicht den heutigen Gefährdern unserer Demokratie überlassen. Es sind die Farben der Republik und der Demokratie und wir haben es schon zu lange versäumt, immer wieder darauf hinzuweisen.

Die musikalische Begleitung durch Schülerinnen und Schüler des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums, dessen Schüler Fritz Bauer damals war, sorgte für eine würdige Umrandung des sehr gelungenen Festaktes. Ein herzliches Dankeschön geht an Michael Jantzer für die großartige Organisation.

Impressionen

Bilder: Gerda Eller