Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V. - Werner

Grußwort des Leiters des Landesbüros Mecklenburg-Vorpommern der Friedrich-Ebert-Stiftung
Frederic Werner

zur Ausstellungseröffnung am 16. Januar 2016
im Pommerschen Landesmuseum zu Greifswald

Wenn heute Menschen – im Wortsinn naiv – vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hören, sind sie vermutlich erst einmal abgeschreckt. Nicht einmal der Begriff „Banner“ erschließt sich heute noch von selbst und das Wort „Reich“ ist besetzt aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Die Farben Schwarz-Rot-Gold stehen wahlweise für unbeschwerte Sommermärchen oder aber überzogenen Nationalismus. Dass es die Farben der demokratischen, republikanischen Bewegung waren und sind, ist ebenfalls vielen nicht mehr bewusst.

Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 1924 gegründet, heute mit dem Namenszusatz „Bund aktiver Demokraten“, hat also allen Grund seine Geschichte deutlich zu machen. Es ist davon zu berichten, dass es in der Weimarer Republik auch Massenbewegungen gab, die sich für die Stärkung und vor allem den Erhalt der Republik eingesetzt haben. Die Sozialdemokratie kann stolz darauf sein, maßgeblich an der Bewegung beteiligt gewesen zu sein, die sich als Hüterin der demokratischen Tradition der Revolution von 1848, mit ihr der verfassungsmäßigen Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold und auch den Werten Einheit, Gerechtigkeit und Freiheit verstand. Dass man den militärischen Namen des Banners, also des Kampfbundes, gewählt hat, ist u.a. den Umständen der Zeit geschuldet, in der das demokratische Experiment Weimarer Republik nicht ohne Rückgriff auf die Erfahrungen des 1. Weltkrieges denkbar und Uniformierung, bündisches und militärisches Auftreten auch ziviler Gruppen gemeinhin akzeptiert war. Die Feinde der Republik waren – das weiß jeder – wenig zimperlich.

Also geht es beim Reichsbanner um einen Teil unserer Demokratiegeschichte. Diese ist verankert in unserem gesellschaftlichen Konsens, fester Bestandteil des Bildungskanons ist sie nicht. Und anschaulich wird Geschichte immer dann, wenn sie regional wird. Die Beschäftigung mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sollte also nicht von Scheu geleitet sein, sondern – wie alles Historische – mit offenem Blick interessiert und kritisch betrachtet werden. Was waren die Umstände der Weimarer Republik und wie können aktuelle Bemühungen um die Verteidigung demokratischer Werte aussehen? Das könnten für den Anfang zwei Fragen sein, denen es sich lohnt, anhand der Ausstellung, einmal mehr nachzugehen.

Ich wünsche der Ausstellung und den Bemühungen des Organisators viel Erfolg und eine große Resonanz.

Frederic Werner